Sonntag, 19. Oktober 2014

55. Ein ganz besonderer Einwanderer

Über die Einwanderung  des europäischen gewöhnlichen Sperlings, oder auch Spatz genannt, nach Argentinien gibt es verschiedene Versionen.

Die eine besagt, dass der berühmte argentinische Ex-Präsident Domingo Faustino Sarmiento, von einer seiner Reisen nach Europa Mitte des 18. Jahrhunderts, den „Gorrión“ (Sperling) mitgebracht hätte.


Eine andere erzählt, dass der gewöhnliche europäische Spatz etwa 1870 auf einem Segelschiff von Liverpool nach Argentinien importiert wurde.

Die netteste, und auch am besten belegte Geschichte ist die, dass im Jahre 1871 der später gut bekannte deutsch-elsässische Bierproduzent Baron Emilio Bieckert, als er zum ersten Mal argentinischen Boden betrat, einige Käfige voller Sperlinge aus Deutschland  mitgeführt hatte, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht sollten sie ihm hier  gleich ein bisschen Heimat vermitteln.















Doch bei der Ankunft im Hafen von Buenos Aires  sollte  Emilio Bieckert  eine Zollgebühr für die Vögel bezahlen, was ihm lächerlich vorkam für so gewöhnlichen Spatzen, die keinen Pfennig wert waren.


Er wollte nicht weiter darüber diskutieren, öffnete die Käfigtüren und ließ die Spatzen, die sich sogar auf der Reise vermehrt hatten, einfach fliegen!

Die Spatzen fanden in der neuen Welt genügend Futter, Nistplätze,  ein gutes Leben und wurden immer mehr, und heute stehen sie in Konkurrenz zu den hiesigen Spatzen, den „Chingolos“, aber für beide ist ja genügend Platz und Futter in Argentinien vorhanden.




Und doch gibt es einen Tango, der die Deplatzierung des „Chingolo“ durch den Sperling beweint:


"Ya no cantas chingolo, donde habrás ido a parar…“

Du singst nicht mehr, Chingolo, wo bist du geblieben?

     

Rosemarie Mueller-Wortmann         Zeichnung: Gerda Schwarz

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