Mittwoch, 11. Juni 2014

16. Ein bayrisches Dirndl in Buenos Aires

In den fünfziger Jahren, wir waren erst wenige Jahre im Lande, wurde uns Besuch aus Deutschland angekündigt, Bekannte von Bekannten von Freunden usw…

Sie wollten nur ein paar Tage bei uns in Buenos Aires bleiben, dann zu anderen Bekannten nach Rosario fahren. Sie kamen aus Bayern und planten, hier Geschäfte zu machen: Bier verkaufen!

Zu dieser Zeit war noch Grl. Peron Präsident in unserem Land und an Importgeschäfte war überhaupt nicht zu denken. Das hatten wir ihnen schon vorher brieflich deutlich gemacht. Ich hatte sogar um ein paar Nähmaschinennadeln gebeten, denn selbst die waren hier nicht zu bekommen, aber das hielt sie  von ihrem Vorhaben ganz und gar nicht ab.

Wir hatten damals noch kein Auto und mein Mann holte sie vom Flughafen ab. Der Taxifahrer grinste leise vor sich hin…

Denn unsere Besucher, noch junge Leute, waren echte Bayern, und wollten das der Welt wohl auch zeigen. Er, schlank und rank,  trug zum Glück zwar keine Lederhosen, aber ein typisches bayrisches „Jankerl“, doch sie, weder schlank noch rank, sondern rund wie ein kleines Bierfass, trug ein echtes Dirndl, am Busen sehr weit ausgeschnitten mit Puffärmeln, weitem bunten Rock und rot geblümter Schürze.

Die gleiche Aufmachung trugen sie auch an den nächsten Tagen zur Stadtbesichtigung, bei der mein Mann sich am liebsten unsichtbar gemacht hätte, und dann auch auf dem „mercado“ (Markt), der damals noch  bei uns in der Nähe auf der Straße stattfand, wobei ich das Vergnügen hatte, sie zu begleiten.

Sie waren eine wahre Sensation, überall, wo sie auftraten, aber das störte sie selbst überhaupt nicht.
Zu Hause hatten wir viel Spaß zusammen.  

Nur Importgeschäfte mit Bier kamen natürlich weder hier noch in Rosario zustande.

 Irmgard H.

Zeichnung: Gerda Schwarz


1 Kommentar:

  1. Ja, ich glaube die Leute, die diese Bayern damals in Buenos Aires begegnet haben, lachen immer noch darueber! Doch das schoene ist, dass Argentinien gerade deswegen sehr "open mind" geworden ist, dank dieser vielseitigen Immigration.

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