Sonntag, 7. September 2014

43. Durch den Gründer Eldorados

roter Erdweg in Misiones
Siehe Beitrag Nr. 42

Mein Schwiegervater Carlos Kunzi wurde in Deutschland  geboren und war 18 Jahre alt, als seine Eltern 1924  nach Argentinien auswanderten.
Sie hatten durch Vermittlung über Adolf Schwelm ein schönes Stück Land an einem Fluss in Eldorado,  Misiones, erworben. Es lag etwa 16 km vom Zentrum des Ortes entfernt.
                                                       
Haus Kunzi in Eldorado


Adolf Schwelm hatte 1919  den Ort Eldorado in Misiones gegründet und in England und Deutschland für Aussiedler geworben.






Nun wollte die resolute Mutter meines Schwiegervaters unbedingt auch eine deutsche Frau für ihren Sohn besorgen und das ging am besten über Deutschland und  durch die Kirche. Fromm, wie man damals war, wurde auch nicht lange gefragt, weder hier noch dort.  

Die Tochter eines Wanderpredigers aus sehr gut situierter Familie wurde angeboten (!). Es war Nora Liebe-Oldekop, gerade mal 18 Jahre alt, und sie kam tatsächlich im Hafen von Buenos Aires an. Mein Schwiegervater musste sie gleich im „Hotel de Inmigrantes“ am Hafen heiraten, sonst hätte sie keine Einreisepapiere bekommen.



Nora Liebe-Oldekop





Die arme Braut passte überhaupt nicht zu meinem Schwiegervater und war dann gewiss ihr Leben lang unglücklich. Künstlerisch ambitioniert mit feiner Lebensart konnte sie mit dem Leben auf dem Lande in Misiones wenig anfangen. Und nachdem sie vier Kinder geboren hatte, der jüngste, mein Mann Alfred, war gerade erst 10 Jahre alt, starb sie viel zu früh nach einem ganz unerfüllten Leben.


Es  tut mir leid, dass ich diese gebildete und unglückliche Frau in ihrem kurzen Leben nicht kennen lernen konnte.

Kaum hatte sie die Schule abgeschlossen, ging die Schwester von Alfred, Hilde, nach Buenos Aires und wurde unentbehrliche Mitarbeiterin im Delikatessengeschäft Steinhäuser in Martinez, wo ich zu der Zeit auch beschäftigt war.

Dort lernte ich ihren Bruder Alfred kennen, der auch nach  Buenos Aires gekommen war, weil dem älteren Bruder das Land in Misiones zugeteilt wurde und Alfred als Ausgleich dafür, die Erlaubnis zum Studieren in Buenos Aires erhielt. Dort schloss er mit Erfolg die Laufbahn eines „contador público“ (Wirtschaftsprüfer) ab, wir heirateten 1969  und gründeten eine Familie.

Das Schicksal führte uns aber wieder zurück nach Eldorado in Misiones, wo ich, obwohl es mir nie recht gefiel,  noch 22 Jahre wohnen musste.

Zum Glück willigte 1998 mein Mann ein, nach Villa Gesell umzusiedeln, wo wir nun recht zufrieden unseren Lebensabend verbringen wollen…


Hildegard und Alfred
Hildegard Kunzi
                                                                                                                          
Zeichnung: Gerda Schwarz


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