Mittwoch, 17. September 2014

46. Weil Chiang Kai-Chek verlor…

Der Krieg war zu Ende mit all seinen Schrecken und Verlusten, die Heimat in Ostpreußen verloren, die Eltern nach der Flucht vor den Russen gestorben, das Land in Ruinen, Hunger, Verzweiflung..... so stand ich, Werner Regier, geboren  1918,  als junger Offizier da, als ich aus dem Kriegsdienst entlassen wurde. Das begonnene Studium konnte ich nicht weitermachen, ich musste arbeiten, um zu überleben.

Durch Zufall konnte ich in München  für die amerikanischen Besatzer Transporte fahren, so auch für ein jüdisches Altersheim. Es gelang mir, meine Pistole für einen ausgedienten Lastwagen zu tauschen und fuhr danach als “Jungunternehmer” Umzüge und diverse Frachten,  und die oft großzügigen Trinkgelder gestatteten es, Frau und Tochter mit dem Nötigsten zu versorgen.
Chiang Kai-Chek
Mao Tse-Tung














Da wurde ich von meinem Geschwader-Kommodore angesprochen, ob ich beim Aufbau der chinesischen Luftwaffe teilnehmen wollte, denn Chiang Kai-Chek brauchte eine kräftige Armee, und schließlich war ja die deutsche Luftwaffe technisch auf dem letzten Stand gewesen. Es war wie ein Volltreffer beim Lotto, endlich wieder eine richtige Aufgabe und eine Zukunft vor sich zu sehen! Doch dann verlor Chiang Kai-Chek 1949 den Krieg gegen die Kommunisten und ihren Führer Mao Tse-Tung und alle Pläne waren dahin. Was nun?

Die Schwiegermutter, eine gebürtige und begüterte Argentinierin, deutscher Herkunft, bot der Familie Unterkunft und schickte Flugtickets für ihre Tochter und den zwei kleinen Kindern, die  die damals 3-tägige Flugstrecke nach Buenos Aires zurücklegten. Ich kam mit dem Schiff, weil wesentlich billiger, kurz darauf nach.

Auf dem Schiff gab es Essen und Alkohol in Fülle, Freundschaften wurden schon für die kommende Zeit in Argentinien geschlossen, und das war wichtig, hatte doch keiner eine Ahnung, was nun werden würde.

Und dann ging es an die spanische Sprache...

“ Die Zukunft Argentiniens liegt auf dem Land”, so wurde von den Kennern behauptet, also kaufte ich, verschuldet bis an die Halskrause, einen Traktor und fuhr mit meinem Sozius, Herrn Hoffmann, in die Gegend von Balcarce, um das Land gegen Bezahlung zu pflügen, zu eggen und die Ernte einzubringen. Es war ein Krampf und ein elendiges Schuften, und schließlich landeten wir wieder in Buenos Aires, wo ich zuerst als Mechaniker und dann als Fuhrunternehmer tätig war.
















Auch für die „Librería Rodriguez“ machte ich dann Fahrten. Der Besitzer,  Sr. Rodriguez, wurde auf mich aufmerksam und so wurde ich später Teilhaber von Don Ernesto, der mir alsbald riet, nach Deutschland zu fliegen, um neue Vertretungen für Zeitschriften zu erlangen. Die ersten deutschen Titel „Frankfurter Illustrierte“, „Stern“, „Bunte“,  „Revue“ u.a. hatte er schon.

Ich konnte die Modezeitschrift „Burda“ für uns gewinnen, deren Absatz in schwindelnde Höhen stieg und die Tür für viele weitere Titel aus USA, England, Spanien, Italien und der Schweiz öffnete.                                           


Ich hatte es geschafft…
zu meinem 90. Geburtstag







Werner Regier, jetzt 96 Jahre alt




Zeichnung: Gerda Schwarz


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