Donnerstag, 11. September 2014

44. Ein Wiedersehen nach 30 Jahren


Meine Enkelkinder besehen alte Fotoalben und da liegt auch eine Kopie von Alices Tagebuch bei. Ich fange an zu lesen:

Werner und Alice
"Endlich haben wir es geschafft, nach 30 Jahren  sehen wir uns wieder. Wir, mein Wernerle und ich, mit meiner Schwester, die schon in den fünfziger Jahren nach Argentinien ausgewandert war. 

Wir kommen in Ezeiza, Flughafen von Buenos Aires,  an und schon blitzen die Kameras.  Da stehen meine Schwester, ihr Mann und die Tochter, alle fotografieren.  Dann liegen wir uns auch schon in den Armen. Was für ein Wiedersehen - nach 30 Jahren! Es war, als wären wir nie voneinander getrennt gewesen. Wie ist das möglich?

Und was hatten wir alles vor? Natürlich wollten wir in erster Linie  uns genießen und dann  zusammen Argentinien kennenlernen. 

„Aereolinias Argentinas“, die argentinische Fluglinie,  gab uns eine unwahrscheinliche Möglichkeit. Sie boten enorm  preiswerte Flüge an, unter der Bedingung  drei verschiedene Ziele anzufliegen, nach jedem Ziel zurück nach Buenos Aires. Das war für uns ideal. Wir flogen in den Norden, in den Süden und ans Meer. Zwischendurch hatten wir genug Zeit im Hause meiner Schwester unser Reisegepäck wieder auf  Vordermann zu bringen und für Stadtbesichtigungen  in Buenos Aires. 

Cabildo


Boca


Avenida 9 de Julio

Tango auf der Straße















                                                                       
Wir bestaunten die wunderschönen alten Bauten im Zentrum, bummelten durch die „Boca“ (Hafenviertel) und machten auch einen Besuch in der Oper „Colon“. Leider war keine Spielzeit, wir fanden aber jemand, der uns das Theater zeigte. Welche Pracht! Wir verstanden, warum das Colon eines der schönsten Opern der Welt ist. 


die Oper "Colon"
Wir gingen durch die Einkaufsstraße „Florida“, bogen ab und aßen in einem Restaurant „asado“(Grillfleisch). Das sollten wir nachher  noch viel zünftiger kennen lernen. Wir sahen aber auch ganz, ganz armselige, schmutzige Straßen mit trostlosen Häusern und armen, armen Menschen.
Unser erster Flug ging in den Norden und unser nächster  Flug in den Süden......

Von unserer dritten Reise ans Meer (Villa Gesell)  gibt es eine ganz besondere kleine Episode:
Meine Schwester witzelt:“ Guck mal, auf der anderen Seite von diesem ganzen Wasser liegt Hamburg!“ Werner hat  einen Sonnenbrand und verkriecht sich unter Rosemaries Sonnenschirm. Gerda geht ins Meer, um sich ein bisschen abzukühlen. Ich genieße den weiten Strand, den blauen Himmel und auch ein wenig den Schatten. Unsere schönen Ferien in Argentinien gehen zu Ende. Was haben wir alles gesehen, was erlebt und was haben wir für eigenartige Sachen gegessen! Da gab es „Humita“ (kleine in Maisblätter eingewickelte köstliche Speisen), dann  „Locro“‘. Hätte ich gewusst, dass dieses Gericht mit Därmen zubereitet wird, hätte ich es nie gegessen, schmeckte aber vorzüglich.

 Ich döse vor mich hin und die Zeit vergeht. Ich wundere mich, die Gerda kommt gar nicht wieder? Langsam werde ich unruhig. Ich halte Ausschau. Viele Leute sind im Meer, doch meine Schwester ist nirgends zu sehen! Das gibt es doch nicht, wo bleibt sie nur? Ich bin echt  verzweifelt! 


Endlich  kommt sie anspaziert. Sie war von der Strömung abgetrieben, hatte sich im Sonnenschirm geirrt und auch uns aufgeregt gesucht.
Alice   Niemeyer               1989"

Wie schön, in Bild und Schrift diese einmaligen Erinnerungen!

Gerda Schwarz      Zeichnung: Gerda Schwarz

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