
Heino, von der einen Seite aus uraltem Adel, auf der anderen
Seite Kreolen, Mulatten und, wie er sicher wusste und oft erwähnte, auch
Seeräuber im Stammbaum, sympathisierte in Deutschland zuerst ein bisschen mit den Nazis und dem
Militär, aber da sein Äußeres nun nicht dem germanischen Ideal entsprach, nutzte er ihm gebotene Beziehungen
aus, ging in diplomatischen Außendienst und wurde nach Argentinien geschickt.
Dort arbeitete er während des Krieges in der Spionageabteilung und erzählte
später oft launig, wie er nächtlich mühsam und heimlich „feindliche Nachrichten“
dechiffrierte und übermittelte, die am Morgen groß in der Zeitung standen und
jeder lesen konnte.
In der Botschaft lernten sich die beiden Freunde kennen und
wurden im Juli 1944 gemeinsam aus Argentinien ausgewiesen, in Portugal bis zum Kriegsende
festgehalten und dann nach Deutschland geschafft. Jeder suchte danach auf seine
Weise schleunigst wieder nach Argentinien zu kommen. Aber Ausreisepapiere gab
es für Ex-Botschaftsangestellte
natürlich nicht.


In
Argentinien verbrachten wir von Anfang
an keine Ferien und kaum einen Asado-Sonntag
ohne unseren Heino. Die gemeinsam gespielten Skatrunden in unserem Leben kann
man nicht zählen, auch nicht Heinos humorige Sprüche und Anekdoten, die in der Familie immer mal wieder auftauchen
Anfang des Jahres 2002 starb Horst, und Heino, 10 Jahre älter als sein Freund, starb
3 Monate später mit 93 Jahren im Altenheim in Villa Grl. Belgrano/ Córdoba, wo
er seine letzten Jahre verbracht, aber wo es ihm nie gefallen hatte.
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Horst und Heino, letztes Foto |
Rosemarie Mueller-Wortmann
Zeichnung: Gerda Schwarz
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