Deutschland lag nach Beendigung des 2. Weltkrieges in Schutt und Asche.
Stettin, meine Heimatstadt, war polnisch
geworden.
Unser Waldgut in Vorpommern wurde sofort nach Kriegsende enteignet.
Wir waren heimatlos, entwurzelt, wohnungslos, wir waren Flüchtlinge,
und im Westen auch nicht willkommen.
Wir hatten in der Dachstube einer feinen Villa in Ahrensburg bei
Hamburg Unterkunft gefunden.
Unser Vater kam als Holzkaufmann, Wald- und Forstspezialist in
Westdeutschland nicht wieder auf die Beine.
Da beschlossen wir nach reiflicher Überlegung: Wir wandern aus. Aber
wohin ??
Venezuela, Südafrika oder Argentinien? Zu keinem Land hatten wir eine Beziehung,
aber diese Länder waren Einwanderern gegenüber wohlwollend gesonnen.
Im Oktober 1947 brachte ein Fischer meinen Vater und mich für viel Geld
von Deutschland nach Schweden und setzte uns 3 Seemeilen vor der Küste bei
Ystadt aus. Auf einem Rettungsfloß ruderten wir an Land.
Als illegale Einwanderer konnten wir nur Fabrikarbeiter werden, Vater
auf der Werft, ich als Näherin in einer Konfektionsfabrik. Mutter und Schwester
kamen mit Einreisegenehmigung und dem Nordexpress nach.
2 Jahre Schweden…
Nach eifrigem Suchen kam der Kontakt zu einem deutschen Buchhändler
zustande, dem es gelang, für 50 Peso Schmiergeld unserem Vater ein „libre
desembarco“ (freie Einreise) für
Argentinien zu besorgen.
Wir verkauften ein paar Wertsachen und mit dem Erlös bekam mein Vater eine
Passage nach Argentinien auf der “Anni Johnson “, einem Frachter der Johnson-Linie, Göteborg-Buenos Aires.
Vater war begeistert von Argentinien, seiner Weite und der Fruchtbarkeit
der Erde.
„Hier kann man einen Besenstil in die Erde stecken und der schlägt
aus“, schrieb er.
Mutter kam mit uns zwei Töchtern nach.
Argentinien wurde uns zur zweiten Heimat. Der Anfang war schwer. Aber
keiner von uns hat es je bereut. Wir lebten und leben gern in Argentinien.
Heute ist die Familie zerstreut in Italien, Hongkong, England und Chile, und ich lebe den Rest meiner Tage in der Provinz Córdoba in einem Paradies.
Sabine Blaschkowsky
Familie Meister in Schweden 1952 |
Sabine heute |