Monte Cervantes |
Rudolf
Hepe, mein Großvater, war 1910, also schon mit 29 Jahren, Kapitän auf einem Hamburg-Süd-Schiff. Er
bereiste vor dem 1. Weltkrieg die Route Hamburg-Rosario, weil damals die
Schiffe den Paraná auch aufwärts fuhren.
Kapitän Rudolf Hepe |
Als
1914 der Krieg ausbrach, war er gerade in Argentinien und die Gesandtschaft hat
ihm damals gesagt: "Bleiben Sie
bei Ihrem Schiff, da sind sie nützlicher".
Und so war es auch.
Deshalb
wurde eine "argentinische" Schifffahrtslinie entlang der patagonischen
Küste organisiert, die er als Kapitän bereiste. Eigentlich war es der Dienst,
den die HSDG, (Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft) in Verbindung
mit der Agentur Delfino schon leistete. Und mein Großvater bereiste die Route
unzählige Male.
In der
Zwischenkriegszeit hat die HSDG die Monte-Schiffe bauen lassen, die außer
Tourismusreisen nach Norwegen, usw., auch nach den Feuerland-Fjorden
unternahmen. Durch die umfangreiche Kenntnis der patagonischen Küste wurde mein
Großvater, jedes Mal wenn ein Schiff der Monte-Klasse die Feuerlandreisen
machte, an Bord genommen, als "Capitan para el derrotero argentino",
das war mehr als ein Lotse.
Kapitän Dreyer und Kapitän Hepe |
Zwischen Kapitän
Dreyer und meinem Großvater bestand eine Freundschaft, bis er in Buenos Aires
mit der Monte Cervantes ankam und sah, dass in der offiziellen Broschüre ein
weiterer Kapitän erschien, nämlich mein Großvater. Und das hat ihn irgendwie
gewurmt.
Tatsache
ist, dass Dreyer das Schiff auf offener See bis vor Feuerland fuhr und dann
meinem Großvater das Kommando für die feuerländischen Gewässer bis zur Ankunft
in Ushuaia übergab.
Beim
Ablegen, nach dem kurzen Aufenthalt der Monte Cervantes in Ushuaia, sagte
Dreyer zu meinem Großvater, dass er sich in Sachen Fjorden sehr gut auskenne,
da er verschiedentlich in Norwegen war, mein Großvater solle ruhig zum
Mittagessen gehen. Mein Großvater verließ aber – zum Glück - nicht die
Kommandobrücke und blieb auf einer der offenen Seitenausgucke.
Dreyers
Fehler Nr. 1 war, nicht wie am Vortage die gleiche Route von meinem
Großvater genommen zu haben.
Vom
Seitenausguck sah mein Großvater plötzlich, dass das Wasser grüner wurde, was
auf Algen hindeutete und diese wiederum auf Untiefen. Er eilte hinein, um den
Kurs zu ändern, aber es war schon zu spät, der Rumpf wurde teilweise aufgerissen,
und nur durch das Kommando "Alle Maschinen zurück", das mein
Großvater gab, wurde nicht die ganze Seite aufgeschlitzt, womit die Monte
Cervantes schnellstens gesunken wäre. In dem kalten Wasser hätte keiner überleben
können.
Alle
Passagiere und die Mannschaft wurden mit den Rettungsbooten nach Ushuaia gebracht
und die Monte Cervantes auf eine Insel
aufgesetzt, damit nicht mehr Wasser in ihren Rumpf eindringen sollte.
Rudolf
Hepe Fortsetzung folgt
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