Sonntag, 20. Juli 2014

25. Untergang der Monte Cervantes 1


Monte Cervantes
Rudolf Hepe, mein Großvater, war 1910, also schon mit 29 Jahren,  Kapitän auf einem Hamburg-Süd-Schiff. Er bereiste vor dem 1. Weltkrieg die Route Hamburg-Rosario, weil damals die Schiffe den Paraná auch aufwärts fuhren.

Kapitän Rudolf Hepe
Als 1914 der Krieg ausbrach, war er gerade in Argentinien und die Gesandtschaft hat ihm damals gesagt: "Bleiben Sie bei Ihrem Schiff, da sind sie nützlicher". Und so war es auch.

Deshalb wurde eine "argentinische" Schifffahrtslinie entlang der patagonischen Küste organisiert, die er als Kapitän bereiste. Eigentlich war es der Dienst, den die HSDG, (Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft) in Verbindung mit der Agentur Delfino schon leistete. Und mein Großvater bereiste die Route unzählige Male.

In der Zwischenkriegszeit hat die HSDG die Monte-Schiffe bauen lassen, die außer Tourismusreisen nach Norwegen, usw., auch nach den Feuerland-Fjorden unternahmen. Durch die umfangreiche Kenntnis der patagonischen Küste wurde mein Großvater, jedes Mal wenn ein Schiff der Monte-Klasse die Feuerlandreisen machte, an Bord genommen, als "Capitan para el derrotero argentino", das war mehr als ein Lotse.


Kapitän Dreyer und Kapitän Hepe
Zwischen Kapitän Dreyer und meinem Großvater bestand eine Freundschaft, bis er in Buenos Aires mit der Monte Cervantes ankam und sah, dass in der offiziellen Broschüre ein weiterer Kapitän erschien, nämlich mein Großvater. Und das hat ihn irgendwie gewurmt.


Tatsache ist, dass Dreyer das Schiff auf offener See bis vor Feuerland fuhr und dann meinem Großvater das Kommando für die feuerländischen Gewässer bis zur Ankunft in Ushuaia  übergab.
Beim Ablegen, nach dem kurzen Aufenthalt der Monte Cervantes in Ushuaia, sagte Dreyer zu meinem Großvater, dass er sich in Sachen Fjorden sehr gut auskenne, da er verschiedentlich in Norwegen war, mein Großvater solle ruhig zum Mittagessen gehen. Mein Großvater verließ aber – zum Glück - nicht die Kommandobrücke und blieb auf einer der offenen Seitenausgucke.

Dreyers Fehler Nr. 1 war, nicht wie am Vortage die gleiche Route von meinem Großvater genommen zu haben.
Vom Seitenausguck sah mein Großvater plötzlich, dass das Wasser grüner wurde, was auf Algen hindeutete und diese wiederum auf Untiefen. Er eilte hinein, um den Kurs zu ändern, aber es war schon zu spät, der Rumpf wurde teilweise aufgerissen, und nur durch das Kommando "Alle Maschinen zurück", das mein Großvater gab, wurde nicht die ganze Seite aufgeschlitzt, womit die Monte Cervantes schnellstens gesunken wäre. In dem kalten Wasser hätte keiner überleben können.

Alle Passagiere und die Mannschaft wurden mit den Rettungsbooten nach Ushuaia gebracht und die Monte Cervantes  auf eine Insel aufgesetzt, damit nicht mehr Wasser in ihren Rumpf eindringen sollte.   

Rudolf Hepe      Fortsetzung folgt 

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