Mittwoch, 22. Oktober 2014

56. Eine Fahrt ins Nichts


1. Als ich 1973 abermals Argentinien besuchte, stand wieder eine größere Reise innerhalb des Landes zur Debatte. Wieder sollte es in den Norden gehen.  Allerdings mit einem ganz anderen Landschaftsbild als ich es in Misiones kennengelernt hatte.

Von Buenos Aires aus ging es zunächst in Richtung Córdoba, wo wir eine mehrtägige Pause machten und in der Umgebung in den kleinen Bächen und Wasserfällen herumplanschten. Eigentlich war es mir dort aber zu „deutsch“, ich wollte „Fremdes“ kennenlernen.

Deshalb ging die Reise weiter nördlich nach Tucumán. Hier gab es viel zu entdecken. Die  Ausgrabungen aus der Prä-Inka-Zeit, die Höhlenmalereien und die trockene, steinige Berglandschaft. Dazwischen immer wieder winzige Ansiedlungen und plötzlich irgendwo im Nichts eine Schule, wobei man sich fragen musste, wo wohl die Kinder herkommen, die diese besuchen würden.

Wie wir dann zunächst nach Cafayate kamen, ist mir völlig entfallen. Ich weiß nur noch, dass  die Stadt sehr hübsch angelegt und sehr heiß  war. Die Straßen waren für damalige argentinische Verhältnisse ausgezeichnet, und so ging es schon bald weiter zur nächsten Etappe. Cachi hieß der kleine Ort, den wir ansteuerten. Urgemütlich, eine kleine Kirche, ganz aus Kaktusholz gebaut, ein winziges Hotel mit typischer Küche und leckerem Wein.



Ich meine mich zu erinnern, dass wir, um dort hinzukommen, durch das Valle Calchaquís fuhren. Die Straße nannte sich „Ruta 40“ und war recht gut ausgebaut. Das änderte sich aber schon recht bald. Es ging weiter auf  Schotterpiste und durch Geröll und zu beiden Seiten unwirtliche, schroffe Berge. Heiß war es und wir erhofften, bald  eine Ansiedlung zu finden, um ein paar Lebensmittel zu kaufen oder in ein Restaurant zu kommen.


Irgendwo im Nirgendwo stand plötzlich ein kleiner Indiojunge am Straßenrand und wir fragten ihn nach einem Dorf, nein es gäbe keines. Wo er denn wohne….

„da…., weit weg…“ Das war alles was man aus ihm herausbekam.

Plötzlich aber fasste er wohl allen Mut zusammen und fragte, ob wir “Galletitas“ (Kekse) hätten. Nein, die hatten wir nicht, das war ja unser Problem im Moment!

Wir wollten ihm ein bisschen Geld geben. Aber das wollte er nicht. Was sollte er  auch in dieser Einsamkeit damit anfangen? Galletitas waren sein Traum.

Fortsetzung folgt



Rita Turnsec

Zeichnung: Gerda Schwarz

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