Im Jahre 1948 wurde mein Mann mit 22
Jahren aus englischer Kriegsgefangenschaft in ein total zerbombtes, zerstörtes
Hamburg entlassen. Er stand vor einem Nichts. Sein Vater war kurz vorher mit
seiner argentinischen Frau nach Argentinien ausgewandert und hatte seinem Sohn
eine komplette Klempnerwerkstatt hinterlassen.
Aber um sie zu eröffnen, benötigte mein
Mann den Meistertitel. Doch er hatte weder
eine Gesellenprüfung, noch einen Meistertitel. Um dieses nachzuholen, brauchte er wenigstens
5 Jahre. Es herrschte große Arbeitslosigkeit
und es war schwer, eine Lehrstelle zu finden. Die Berufsschule arbeitete, doch
er brauchte auch die praktische Ausbildung. Er musste oft die Arbeitsstelle
wechseln, weil einfach keine Arbeit mehr da war.
In dieser Zeit heirateten wir. Es war
die Zeit der Damenwahl in kleinen Tanzlokalen, die Zeit in der Kanada, Australien
und auch Argentinien in Zeitschriften und im Radio um Fachkräfte warben. Wir hörten
Schlager wie: „Unter den Pinien von Argentinien“, oder vom „Mond über der Hacienda“.
General Peron war in den Zeitschriften
abgebildet mit seiner schönen Frau, die so prächtiges blondes Haar hatte. Es
wurde von diesem sonnigen Land berichtet, von den Gauchos, von Reiterspielen,
Folklore, von üppigen Asados (Grill) und vom Leben auf den Estancias (großen Farmen).
Das müsste ja ein herrliches Land sein!
Da kam mein Schwiegervater für einige
Wochen aus Argentinien auf Urlaub. Er sah blendend aus, braun gebrannt, in
einem tollen Anzug, im Gegensatz zu uns, die wir immer noch alte, ausgebesserte
Klamotten trugen. Er bot uns an, auch nach Argentinien zu kommen. Da brauche
man keinen Meistertitel, da gilt nur die eigene Tüchtigkeit. Wir waren überzeugt,
dass wir die hatten, und sagten zu.
Es dauerte noch zwei Jahre bis wir
alles Nötige zusammen hatten. Das
Schwierigste war eine Arbeitsbescheinigung in Argentinien. Der Arbeitsplatz
musste 100 km von Buenos Aires entfernt sein. Wir bekamen sie durch einen
Bekannten meines Schwiegervaters und zwar auf einer Estancia (Farm) in Mercedes. Wir sind nie da gewesen. ..
Im Januar 1954 ging dann unsere große
Reise los. Wir verabschiedeten uns von Freunden und Familie in Hamburg und
gelobten:
„In 5 Jahren sind wir wieder da, als Millionäre!“
Das schafften wir natürlich nicht, weder
die 5 Jahre, noch die Million….
Wir hatten in all den Jahren so manche harte Nuss zu knacken, aber wir sind in unserer neuen Heimat glücklich und zufrieden geworden.
Gerda Schwarz
Nach 50 Jahren.... |
Sohn |
und Tochter mit Nachkommenschaft heute..... |