Horst, mein späterer Ehemann, war schon 1923 als kleines Kind
mit Eltern und Schwester von Oldenburg nach Brasilien ausgewandert. Dort war es zu heiß, darum ging es nach Uruguay, und als die Schwester, frisch verheiratet, nach
Argentinien zog, kamen Mutter und Sohn
nach.
Horst bekam nach einer Banklehre gleich eine Anstellung in der
Presseabteilung der Deutschen Botschaft in Buenos Aires. Das war schon mitten
im 2. Weltkrieg.
Im Juli 1944 brach Argentinien die diplomatischen Beziehungen
mit Deutschland ab und die Botschaftsangestellten wurden ausgewiesen. Auf dem
gleichen Diplomaten-Transport-Schiff befand sich auch Horsts Chef, Bernhard von
Wolfersdorff, mit seiner Familie,
darunter auch die dreijährige Tochter Renate, die jetzt als unsere treue
Freundin in Villa Gesell mit zu unserer Singgruppe gehört. Das Leben
bietet seltsame Zufälle!
Der Transport endete erst einmal für
mehrere Monate in Portugal und erst kurz nach Kriegsende wurden die Ausgewiesenen entweder in
England interniert oder in das zerstörte und hungernde Deutschland gebracht.
Ich hatte vorläufig nichts damit zu tun. Der Krieg war vorbei, ich hatte gerade eine
Ausbildung als Lehrerin abgeschlossen, aber normalen Schulbetrieb gab es noch
nicht.
Mit meiner Mutter wohnte ich in Bad Godesberg, als von der Britischen
Besatzung in Bonn junge Leute für die „Briefzensur“ gesucht wurden. Ich meldete
mich für diese „Schnüffelarbeit“, denn es gab dort ein tolles Mittagessen und zwei Scheiben Weißbrot mit Corned Beef, die ich meiner Mutter am Abend mitbringen konnte.
Zufällig hatte es aber auch Horst dahin verschlagen! Er war
für Spanisch zuständig und wir mussten ihn fragen, wenn unsere Briefe in
spanischer Sprache abgefasst waren.
So lernten wir uns kennen und er fiel mir
auf, weil er keine abgetragenen Uniformteile trug, wie die meisten der männlichen
Angestellten dort, und ich seine sterile deutsche Ausdrucksweise keiner
deutschen Landschaft zuordnen konnte.
Und Argentinien? Das war interessant für mich!
Wir heirateten 1948 und Horst wollte natürlich sofort nach
Argentinien zurück, aber wie? Pässe oder Ausreisepapiere bekamen wir nicht.
Horst versuchte es dann über Frankreich als Minenarbeiter. Wir
warteten in Nordfrankreich lange Monate und ich war bereits im 6. Monat
schwanger, als wir im Juni 1950 endlich bei einem dubiosen Vermittler für
Horsts goldene Uhr die ersehnten Papiere
erhielten. Aber waren die echt und gültig? Wir zweifelten bis zuletzt!
Erst als sich in Le Havre die Schiffsmotoren der „Yapeyú“ in
Bewegung setzten und das Schiff sich vom
Kai wegbewegte, waren wir wirklich erleichtert.
Rosemarie Mueller-Wortmann
Jung vermählt |
Ich kenne die beiden!
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