Gertrud von Schütz war unsere älteste Ex-Kollegin der Goethe-Schule in Buenos Aires und starb vor einigen Jahren hochbetagt in „Los Pinos“.
Sie schildert in ihrer Biografie, wie sie 1934 mit 19 Jahren allein nach Argentinien kam, um einen Mann zu heiraten, der 13 Jahre älter war als sie, und den sie vorher nie gesehen hatte.
Sie erzählt:
„Mein späterer Mann, Gerd, wuchs als ungeliebtes Kind in einer adligen Familie in Westfalen auf. Da er nicht den Wünschen seiner anspruchsvollen Eltern entsprach, schickte der Vater ihn schon in jungen Jahren nach Argentinien
Ich selbst wuchs in bescheidener aber liebevoller Umgebung in Hamburg auf und verdiente mir etwas Geld als Kindermädchen. Die Mutter der Kinder, die ich betreute, war die Schwester von Gerd.
Ich selbst wuchs in bescheidener aber liebevoller Umgebung in Hamburg auf und verdiente mir etwas Geld als Kindermädchen. Die Mutter der Kinder, die ich betreute, war die Schwester von Gerd.
Dieser hatte inzwischen in Argentinien eine Stelle als Gutsverwalter erhalten und wollte heiraten. Er bat seine Schwester, eine entsprechende Anzeige in der damaligen „Kolonialzeitung“ aufzusetzen. Bedingungen wurden festgelegt: Nicht viel älter oder jünger als 23, blond und nicht größer als 1.65m, denn er selbst war nur 1.70m groß.
Als das in der Familie der Schwester besprochen wurde, war ich gleich interessiert, aber ich war ja erst 19! Doch ich war abenteuerlustig und wollte darauf eingehen, obwohl von meiner eigenen Familie die größten Widerstände kamen, denn ich war ja noch nicht einmal mündig und brauchte die Erlaubnis meines Vaters.
Lange Überlegungen konnten aber auch nicht stattfinden, denn Gerd konnte nur im Juni nach Buenos Aires fahren, um seine Braut abzuholen. Die Anreise aus dem tiefsten Süden Argentiniens in die Hauptstadt war damals noch sehr aufwändig und viel Zeit gab es nicht mehr.
Den Ausschlag gab dann die Astrologie! Gerds Schwager, der Vater der Kinder, die ich betreute, entdeckte, dass Gerds Sternzeichen und das meinige prächtig zusammen passten!
Mein zu junges Alter wurde verschwiegen.
Ich habe das Abenteuer unternommen und es wurde eine lange und gute Ehe. Zu unserem Kummer blieb sie kinderlos, aber zum Ausgleich dafür habe ich Generationen von Kindern die deutsche Sprache beigebracht.“
1984 wurde die Goldene Hochzeit von Gerd und Gertrud von Schütz auch im Kreise der Kollegen und Kolleginnen gebührend gefeiert.
1984 wurde die Goldene Hochzeit von Gerd und Gertrud von Schütz auch im Kreise der Kollegen und Kolleginnen gebührend gefeiert.
Gertrud zu ihrem 90. Geburtstag |
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