Johannes Luthers
männliche Vorfahren, direkte Nachkommen Martin Luthers, waren immer Pfarrer gewesen, bis auf seinen Vater, der ein kleines Gut in
der Nähe von Frankfurt an der Oder besaß.
Die Kinder waren noch klein, als beide Eltern starben. So musste
das Gut verkauft werden, um sie aufzuziehen und später einen Beruf lernen zu
lassen.
Johannes wurde Sattlermeister und begeisterte sich für den
Sozialismus. Auch in Argentinien, wohin
er etwa 1880 kam, weil ihm der Militarismus in Deutschland zuwider war und ihm
gute Freunde dazu rieten, war er eifrig für die Verbreitung des Sozialismus
tätig. Er heiratete Toni Weber und sie
eröffneten einen Lederwarenladen in der Straße Carlos Pellegrini, der
wunderbare gebogene Schaufenster hatte. In meiner Jugend stand das Haus noch.
Johannes Luther war unter den Deutschsprechenden in Buenos
Aires sehr beliebt: Er spielte Zither, leitete den Männerchor, spielte Theater und gründete eine Bäckerei, um den
neu ankommenden Einwandernden und den ganz Verarmten zu helfen, indem er das
Brot zum Selbstkostenpreis abgab.
In diesen Jahren gab
es in Buenos Aires schwere Seuchen, vor allem das Gelbe Fieber, woran auch er
erkrankte, aber überlebte. Es ging ihnen
gut, bis 1890 die Wirtschaftskrise ausbrach und ihn zwang, seinen Laden zu
schließen. Es gab keine Arbeit und so sah er sich schweren Herzens gezwungen,
den Posten eines Stationsvorstehers bei der damals englischen Eisenbahn in Rio
Cuarto anzunehmen. Das war für ihn und
seine Familie ein neues Exil für viele Jahre.
Dort traf sie großes Unglück: Eine schwere Scharlachepidemie nahm ihnen
ihre vier Jungen. Auch der Vater erkrankte und brauchte ein Jahr, um sich zu
erholen.
Sie kehrten nach
Buenos Aires zurück und kauften in Quilmes ein einfaches Haus mit großem Garten
und es kamen noch zwei Jungen dazu. Dort
wohnten viele Deutsche und die Kinder konnten gute Schulen besuchen. Seine Tochter Emilia wäre gern Lehrerin
geworden, doch ihr Vater war nach einem
schlecht geheilten Beinbruch sehr behindert, und, weil sie sehr an ihren Eltern
hing und ihnen helfen wollte, nahm sie mit 18 eine Arbeit im englischen Kaufhaus Harrods
an, da sie gut Englisch und Französisch sprach.
Da war sie bald sehr beliebt, doch als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach
und die „Schwarzen Listen“ (von den Engländern) erschienen, musste man sie
entlassen.
So kam Emilia in die damals, eben auch wegen
dieser "Schwarzen Listen"
schwer um ihr Bestehen kämpfenden Firma „Casa Gesell“, und trug viele Jahre sehr zu ihrem Erfolg bei. Sie konnte ihrem Vater noch seinen größten Wunsch erfüllen und helfen, dass ihr Bruder Eduard Arzt wurde.
schwer um ihr Bestehen kämpfenden Firma „Casa Gesell“, und trug viele Jahre sehr zu ihrem Erfolg bei. Sie konnte ihrem Vater noch seinen größten Wunsch erfüllen und helfen, dass ihr Bruder Eduard Arzt wurde.
Für Emilias Vater war der 1. Weltkrieg eine furchtbare
Enttäuschung. Er war immer in erster Linie Pazifist gewesen und fest überzeugt,
die sozialistischen Ziele und Ideen würden jeden Krieg verhindern.
Emilia Luther |
Sonja Tomys
Zeichnung: Gerda Schwarz
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